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Tragen

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Mitgefühl, halten, Mutter Erde, Rad des Lebens

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Auf rotem Sockel eine intensiv dunkelblaue runde Form, die an eine üppige Knospe erinnert, eher aber "Welt" und "Erde" bedeutet, betrachtet man die smaragdgrünen "Landzonen" – und darauf steht fest und sicher in fußlosem Stand wie die paläolithischen Venusfiguren eine nackte, blendend weißhäutige Frau.

Sie reckt ihre Arme hoch über ihren Kopf; rot fallen die Haare glatt auf die Schultern. Mit riesigen Händen hält sie so das achtspeichige Rad des Lebens hoch, das Rad der buddhistischen Lehre, das Zeichen des achtfachen Pfades, der Unterweisung zu grenzenloser Toleranz und Humanität.

Dieses Rad erscheint seiner Dimension nach viel zu groß und zu schwer für die schmale Gestalt! Bei genauer Betrachtung ist zu sehen, dass Sockel mit Welt-Kugelknospe und Rad gleich groß sind. Die Frauengestalt verbindet dieses Unten mit dem Oben. Und so wie sie gleichsam in der blauen Kugelknospe wurzelt,

ist sie auch zu sehen als ein Mensch, der nicht dieses Oben trägt, wie im Mythos Atlas die Welt auf seinen Schultern, sondern ganz im Gegenteil: sie scheint sich daran betont festzuhalten – siehe die Größe ihrer Hände! Das Oben in Gestalt des Lebensrads ist ihr Halt ebenso wie das Unten, dem sie entwächst.

Die Mitte dieser Skulptur liegt genau am Ort des Sonnengeflechts, dem energetischen Ort unserer Lebenskraft mit all ihren Aspekten. Der buddharunde Bauch der Frauengestalt kann so als Zeichen tiefen Ruhens in sich selbst, in seinem tiefen Selbst erkannt werden. Das Yin-Yang-Zeichen als Radnabe deutet,

meinem Verständnis nach, in dieselbe Richtung: das eine ist als Keim im anderen enthalten: das Oben im Unten, das Tragen und, im buddhistischen Sinne: mitfühlendes Tragen und Ertragen im Gehaltenwerden, das Werden (Knospe) in der Vollendung (Rad).

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